Reisebericht Tag 14 - Mount McKinley

6. August 2004:

Eine klare, kalte Nacht nahe des Gefrierpunktes liegt hinter uns, die Sonne erhebt sich langsam zwischen zwei Bergspitzen am anderen Ufer der Fjordes und sorgt für einen optischen interessanten Start in den Tag. Es ist ein wolkenloser Morgen - eine weitere Sensation im Regenloch Kenai.

Um acht geht es in Richtung Norden. Das Tagesziel ist Talkeetna, der zweite Flug wartet auf Helga, Tanja, Monika, Raute, Martin und mich. Besorgt schauen wir immer wieder auf die Uhr und in den Himmel. Wir wollen nicht zu spät kommen und vor allem soll natürlich das Wetter so bleiben, wie es ist. Durch einige "ich komme zu spät, wenn mir es passt" Aktionen von Bernd wird die Zeit knapp, aber Dank der flotten Fahrweise von Monika und Werner gelangen wir pünktlich an unser Ziel.

255 Dollar werde ich für einen 90minütigen Flug inkl. 30minütiger Landung auf einem Gletscher auf McKinley los. Sicherlich ein teures, aber im eigentlichen Wortsinne preiswertes Vergnügen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, an einem herrlichen Tag wie heute wäre jeder Betrag "seinen Preis wert." Musste ich schon bei dem Flug über den Kennicott Glacier um Worte ringen, fällt mir dies bei McKinley noch schwerer. Die Szenerie ist unbeschreiblich.

Die ersten 20 Minuten mit der 43 Jahre alten DeHaviland Beaver der Talkeetna Air führen über die bewaldeten Ausläufer des Ruth Glaciers mit kleinen Seen, kleinen Häusern und kleinen Start- und Landebahnen, mit denen die dort wohnenden Menschen an die Welt angeschlossen sind. Dann geht es in die Berge und auch hier verweise ich auf die (in Kürze folgenden) Bilder. Hier brauche ich nicht nach Motiven für gute Bilder suchen. Eigentlich würde es genügen, einfach die Kamera aus dem Fenster zu halten und auszulösen. Egal wohin der Blick fällt oder der Sucher hinzielt, es ist einzigartig. Bis zu 12.500 Fuß Höhe erreichen wir. Mount Foraker (5.303 m) und Mount Huntingdon mit einer der steilsten Felswänden Amerikas (3.731 m) werden von uns umflogen.

Nach einer guten Stunde setzt der Pilot zur Gletscherlandung auf dem McKinley an, der mit 6.193 Meter der höchste Berg Nordamerikas und das gesuchteste Ziel von Bergsteigern auf dem amerikanischen Kontinent ist. Wir landen in 2.500 Metern Höhe und genießen sehr kurze 20 Minuten im Schnee. Die Aussichten und vor allen die Emotionen überwältigen mich.

Nach kurzem Rückflug sind wir sechs wie betäubt von dem Glück, dieses Erlebnis an einem der schönsten Tage des Jahres genießen zu dürfen. Kaum einer redet, bis wir am Campingplatz angekommen sind, jeder reflektiert das Erlebte auf seine Weise. Es muss kaum erwähnt werden, dass der Flug zum 5. TOP-Event des Urlaubs wird und auch bis zum Ende nicht mehr übertroffen werden kann.

Der Mt. McKinley wurde übrigens nach einem amerikanischen Präsidentschaftskandidaten benannt und der frühere Name, Mt. Delani ("the big one") wurde dabei eliminiert. Seit vielen Jahren versuchen Alaskaner, den alten Namen für den Berg zurückzuerhalten - ohne Erfolg bei der Bundesregierung. Immerhin ist der Nationalpark, der auch schon McKinley hieß, zurückgetauft worden.

Der Tag klingt auf dem sehr schönen Campingplatz direkt am Fluß, eine halbe Meile vom "Stadtzentrum" von Talkeetna (übersetzt: viele Flüsse), aus. Bettina und Mario verwöhnen uns mit einem thailändisch-indischen Feuertopf mit Reis. Manchen ist es zu scharf, ist finde es Klasse. Nicht zu vergessen, dass wir später noch zu einem Nachtisch in die Talkeetna-Eisdiele aufbrechen. Und man kann ja über amerikanisches Essen sagen, was man will, aber vom Eis machen verstehen sie was.

Ach so, noch eine Anmerkung: Talkeetna bietet wirklich einiges, was nicht versäumt werden darf. So findet jedes Jahr Mitte Juli der "Annual Moose Dropping Throwing Contest" statt. Dabei wird neben anderen Höhepunkten tatsächlich versucht, Moose Droppings (das ist das, was der Elch so fallen lässt) möglichst weit zu werfen. Umwerfend, nicht?


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