Reisebericht Tag 15 und 16 - Denali Highway/Tangle Lakes

7. August:

So langsam glaube ich an Wunder. Habe ich schon erwähnt, dass es in Alaska im Juli/August ca. 15 Regentage im Monat gibt. Der Wettergott scheint dies vergessen zu haben, denn auch heute präsentiert er direkt zum Frühstück strahlend blauen Himmel.

Nach einer kurzen Strecke auf dem Parks Highway nach Norden biegen wir auf den Denali Highway nach Osten ab, an dessen Ende unser Tagesziel, die Tangle Lakes liegt. 134 Meilen Schotterstraße liegen vor uns, aber wie bereits auf der McCarthy Road ist die Straße sehr gut befahrbar. Zumindest für Werners Auto, in dem ich sitze. Monika hat mit ihrem Wagen zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen eine Reifenpanne auf dem Denali Highway.

Der Denali Highway wird mit schöner Regelmäßigkeit zu einem der Top-Scenic-Routes in Alaska gewählt und das völlig zu Recht. Kleine, auf Eis begrünte Naturparadise warten auf uns entlang des Nenana Rivers. Seen mit Farnen, kleine Hügel, dichte Wälder und viele Flüsse. Das einzige, was uns an diesem Tag versagt bleibt, sind die Tiere. Hier haben wir die Konsequenzen des für alaskanische Verhältnisse viel zu heißen Wetters zu tragen. Elche, Karibus und Rentiere, sonst Stammgäste an dieser Straße, haben in der Hitze besseres zu tun, als auf Touristen zu warten. Wir müssten am späteren Abend oder am frühen Morgen (4 Uhr) fahren, um eine realistischere Chance zu haben. Immerhin erspähen wir eine Familie von Trompeterschwänen und einige Biberburgen.

Um 16.56 beginnt es tatsächlich zu regnen. Und es hört für drei lange Minuten nicht mehr auf. Dann ist der Spuk vorbei. Um 17.05 Uhr haben wir wieder blauen Himmel in Aussicht.

An den Tangle Lakes beziehen wir ein Haus, in dem alle 13 von uns (Monikas amerikanische Freundin Jane ist für einige Tage zu der Gruppe gestoßen) auf zwei Ebenen, aber in einem Raum zwei Nächte verbringen werden. Da habe ich mir erst ein eigenes Zelt geschnitzt, um von meinem Mitschnarcher Wolfgang unabhängig zu sein und dann das. Wobei Wolfgang ein kleiner Fisch ist gegen Werner. Wenn der loslegt, hat die beste Säge keine Chance mehr. Wie gut, das es Schlaftabletten gibt.

Die Tangle Lakes sind wirklich ein sehr idyllisches Plätzchen mit tollen Spiegelungen in dem klaren, unbewegten Wasser. Wobei es nach der Alaska Range und McKinley dennoch eine Art Antiklimax darstellt. Nichtsdestotrotz werden wir die beiden Tage hier genießen, das ist sicher.

Am Abend sind Raute und ich wieder mit Kochen dran. Es gibt Farfalle mit geräuchertem Lachs und als Nachtisch gebackene Apfelspalten mit Schlagobers. Auf Bitte einiger Gruppenmitglieder habe ich versprochen, das Rezept für die Nudeln in den Reisebericht einzubauen. Also, hier ist es:

500 gr Nudeln (z. B. Farfalle)
1 Zwiebel
150gr geräucherten Lachs
2 EL Olivenöl
25gr Butter
Saft einer halben Zitrone
2-3 EL Cognac
250ml Sahne
Salz, Pfeffer

Lachs in Stücke schneiden. Eine Hälfte des Lachses in der Sahne marinieren. Zwiebeln hacken, in Butter und Olivenöl andünsten und die zweite Hälfte des Lachs mitdünsten. Nach einigen Minuten mit Zitronensaft und Cognac abschmecken. Nudeln al dente kochen, mit beiden Saucen vermengen. Mit Pfeffer (oder Cayennepfeffer) abschmecken. Guten Appetit.

8. August 2004:

Nach dem frühen Aufstehen liegt eine hübsche Nebelschicht über dem See, die sich bei einfallendem Sonnenlicht rasch verzieht. Wir beginnen den Tag mit einem fürstlichen Geburtstagsfrühstück für Bettina, die einen sehr runden Geburtstag mit uns feiern darf. Und nur um zu demonstrieren, dass es uns nicht nur am Abend gut ging, stelle ich hier mal das Frühstück zusammen:

Brot (das amerikanisch weiche, leider) und Bagels (süß und würzig)
Cornflakes und mehrere Müsli-Sorten
Rühreier (die gabs nicht jeden Tag)
Apfelpfannkuchen (die gabs nur heute)
Kaffee, Tee und Orangensaft
Schinken, Salami und mehrere Käsesorten
Marmelade und Nutella
Joghurt (Frucht, Vanille und Pur)

Vormittags machen wir eine Wanderung zum Landmark Gap Lake, die mit 3 Meilen angegeben ist, uns jedoch kürzer erscheint. Das Gelände ist wenig abwechslungsreich, aber der See ist sehr hübsch. Auf dem Rückweg diskutiere ich mit Jane über amerikanische Politik. Jane befürchtet, das Bush wiedergewählt werden könnte und ich hoffe, dass sie nicht Recht behält. Am Ende der Wanderung komme ich mir vor wie im amerikanischen Südwesten. Trotz spärlichster Bekleidung (T-Shirt, kurze Hose und Wanderstiefel) schwitze ich wie ... Es hat über 30 Grad! Da hilft nur Mittagessen.

Am Nachmittag haben wir die Wahl zwischen Faulenzen und Kanufahren. Klar, wofür ich Wasserratte mich entscheide. Ich sitze auf der Terrasse unseres Hauses und schaue den Kanufahrern bei der Arbeit zu. Wobei Helga, Tanja und Raute für ihre Anstrengungen mit Bibern belohnt werden. Da der Pulverkaffee mir (wie in jedem Urlaub) nach zwei Wochen zum Hals herauszuhängen beginnt, gehe ich um 16.30 Uhr zusammen mit Wolfgang zu Rotwein über. Eine halbe Stunde später bin ich froh, untätig geblieben zu sein, denn es fängt schon wieder an zu regnen, fast auf die gleiche Minute wie am Tag zuvor. Während es tröpfelt, grübeln wir über die spannende Frage nach, warum die Fliegen immer versuchen müssen, in Augen, Ohren oder Mund zu fliegen. Können sie nicht einfach andere Körperteile nerven?

Natürlich verziehen sich die Regelwolken nach einer kurzen Weile wieder und wir haben eine wunderschöne Stimmung über dem See. Das gegrillte Chicken mit Kartoffeln, Salat und Knoblauchbrot sorgt später im Restaurant (21 Dollar) auch bei uns für gute Laune. Mit dem schönsten Sonnenuntergang auf der Tour bisher lassen wir den 16. Reisetag ausklingen. So langsam kann niemand mehr abstreiten, dass wir uns auf der Zielgeraden befinden.


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