Die Garden Route wartet. Wir fahren in Cradock ab bei schönem Wetter. Wir sind am Startpunkt in Port Elizabeth (im Übrigen die 5größte Stadt in Südafrika) mit schönem Wetter gesegnet. Das muss auch so sein. Schließlich haben wir die Winterregenzone erreicht und das bedeutet, dass es dort im Sommer - und wir haben ja Sommer - nie regnet. Endlich schönes Wetter. 20 Kilometer vor Tsitsikamma (dem Wanderhöhepunkt des Urlaubs mit dem Otter Trail) beginnt es zu regnen. Hat der Typ, der die Schleuse aufgemacht hat, die Regeln nicht verstanden? Oder kennt er die Jahreszeiten nicht?
Wir sind jedenfalls stinksauer auf dem Wetterverantwortlichen. Die schönste Wanderung ist zum Teufel, selbst als es kurz mal zu regnen aufhört, bleiben die Chancen bei Null. Die Klippen sind feucht viel zu gefährlich. Statt dessen dürfen wir in einem überfüllten Shop einkaufen und in einem überfüllten Cafe 1 Stunde auf (schlechten) Kaffee warten. OK, der Blick auf die tosenden Wellen ist nicht schlecht, aber da Kim uns tagelang den Mund auf die Wanderung wässrig gemacht hat, ist das nur ein winziger Trost. Schließlich fällt auch die kürzere Wanderung zu der Suspended Brigde (Hängebrücke) dem Regen zum Opfer. Frustriert fahren wir weiter, Plettenberg Bay entgegen.
Natürlich klart es gleich nach Tsitsikamma etwas auf, was wir aber weniger als Trost, sondern mehr als letzte Gemeinheit des Wettergottes verstehen wollen. Galgenhumor macht sich breit, vor allem, als dann die Regenwolken endgültig verschwinden. 30 Kilometer von Plettenberg Bay entfernt kommen wir an der Bloukrans Bridge vorbei, wo mit 216m der höchste kommerzielle Bungee Sprung gemacht werden kann. Allein der Blick in die Schlucht verursacht bei mir Schwindelgefühle und auch der Blick in die Gesichter der wartenden Springer zeigt bei so manchem mehr Angst als Vorfreude. Aber das Zuschauen macht schon Spaß :-).
Nachdem wir das durchschnittliche Crescent Hotel (mit Betten für Zwerge) bezogen haben, versöhnt uns das genial gute Abendessen im Restaurant Med für den durchwachsenen Tag. Wir dinieren für 1.850 Rand (EUR 210) mit 14 Personen. Ich habe vier Tiger Prawns (Riesengarnelen von 20 Zentimeter Länge) gewählt, die in einer Knoblauchsauße so gut schmecken, dass man es mit Worten nicht beschreiben kann. Und - auf die Gefahr hin, dass ich langweile - ich kann nicht aufhören, mich über die Preise zu wundern. Auch wenn ich fast der Teuerste bin, zahle ich für Knoblauchbrot, die Riesengarnelen, 2 Gläser Weißwein und einen Cappucino genau 21 Euro inklusive 20% Trinkgeld. Wer nach Plettenberg Bay kommt: unbedingt hingehen und in der Saison am besten vorbestellen.
Weihnachten ist vorbei und das schlechte Wetter auch - haben wir so beschlossen. Klappt auch ganz gut. Direkt nach dem Frühstück wird Lunch und Wasser für die Wanderung besorgt, ich kaufe noch einen süßen Stoffpinguin (für... ääh... ok, ok, ich gebe es zu, ich werde ihn behalten) und Lesestoff ein. Ein kurzer Spaziergang bringt mich 100 Höhenmeter nach unten zum Strand, für einen Moment glaube ich, in der Ferne zwei Wale zu sehen, aber beweisen kann ich es nicht. Das Villenviertel macht einen sehr gepflegten Eindruck, in Plettenberg Bay wohnen ist aber für südafrikanische Verhältnisse schon ein wenig teurer als anderswo.
Der zweitschönste Tag des Urlaubs nimmt seine Fortsetzung. Wir fahren zur Halbinsel Robberg mit dem Robberg Nature Reserve. Bis zu 148m hohe Felsvorsprünge wird es zum besteigen geben und dies tatsächlich - man glaubt es kaum - bei strahlendem Sonnenschein, der den ganzen Tag nicht weichen wird.
Auch zu Robberg kann ich nur sagen: ein Muß. Wer da nicht hingeht ist wirklich selbst schuld. Wir wandern bzw. steigen zunächst am Westufer der Insel in Richtung Norden. Der Weg ist steil, besteht aus Steinen und Klippen, ist an manchen Stellen nur 50 Zentimeter breit und liegt manchmal keine 50 Zentimeter vom Abgrund entfernt. Also: nur hier entlang wandern, wenn man trittsicher ist und keine Höhenangst hat. Es sind zwar nur 100 Meter nach unten , aber die Landefläche in den Klippen sieht nicht wirklich gemütlich aus. Dafür werden wir mit tollen Ausblicken belohnt, unter anderem auf eine Robbenkolonie mit mindestens 300 Tieren.
Über Sanddünen geht es nach dem Aufstieg und etwa 2,5 km wieder hinunter zu einer Strandzunge, die an beiden Seiten von Wasser eingeschlossen ist. Hier hat man die Möglichkeit, gemütlich zu picknicken und den Wellen und Möwen zuzuschauen, im Ocean die bis zu 2,5 Meter hohen Wellen zu genießen (Vorsicht: Strömung, auf der Karte steht: "Beware of Freak Waves") oder noch eine Klippenwanderung dranzuhängen, die ziemlich anstrengend sein kann. Ich muss zugeben, dass ich mich für Picknick und Badespass entschieden habe. Drei Stunden in der Sonne und im Ocean - toll. Vielleicht sollte ich doch mal einen reinen Badeurlaub machen.
Auch das Lokal "Miguel's" in Plettenberg Bay ist sehr empfehlenswert. Als Vorspeise gibt es "Stuffed Calamari: Tubes of Calamari stuffed with Feta, ricotta, goat cheese and spinach, topped with a herb white whine sauce". So was leckeres und einfallsreiches habe ich schon lange nicht gegessen. Und auch die Hauptspeise steht dem in nichts nach: "Red Thai Seefood Curry: 2 Tiger Prawns, Mussels, Clams, Line fish & Calamari tubes in a Red Thai Curry Sauce with fragrant rice". Dazu drei Cocktails und das alles zusammen für 165 Rand.