Der erste Höhepunkt passiert gegen 3 Uhr 30 in der Nacht. Der Strom fällt aus. Dies sollte nicht weiter stören, aber als sich die Temperaturen im Zimmer um 5 Uhr morgens knapp der 30 Grad-Marke nähern, wird es doch etwas ungemütlich. Anders als zunächst vermutet, ist nicht nur unser Grand Hotel (g) betroffen, sondern die ganze Stadt. Aber war solls, wir überstehen auch ein kaltes Frühstück und so gegen 8.30 Uhr funzts dann auch wieder.
Wir fahren nach dem etwas verkühlten Frühstück ab in die Drakensberge. Beim Tanken fällt mir wieder einmal auf, wie freundlich 99,9% der schwarzen Südafrikaner sind. Und es kommt mir wieder einmal so vor, dass die Weißen immer noch auf die Schwarzen herabschauen, sie mit Sammelnamen wie Sissi, Mommy oder Bru rufen. Auch bei unserer Reiseleiterin habe ich gelegentlich diesen Eindruck, auch wenn sie es garantiert nicht böse meint. Aber viele Jahre Apartheid lassen sich eben nicht so einfach aus den Köpfen der Menschen streichen, weder aus den weißen, noch aus den schwarzen bzw. farbigen.
Um die Injisuthi Lodge zu erreichen, müssen wir über eine hoppelige Steinstraße und durch mehrere Zulu-Dörfer. Auch hier rennen viele Kinder auf den Wagen zu, diejenigen, die rechtzeitig da sind, lachen und winken. Vereinzelt wird auch gebettelt und einmal klatscht ein aus Enttäuschung geworfener Stein gegen eine Seitenscheibe. Uns fährt für einen Moment der Schreck durch die Glieder, aber es ist nichts passiert. Und es bleibt die absolute Ausnahme.
Es war ein langer Fahrtag und so sind wir froh, als wir es uns in den geräumigen Hütten bequem machen und aufs Abendessen (Lammragout) freuen können. Direkt vor dem Essen fängt es zum ersten Mal an zu regnen, aber wir sind guter Hoffnung, dass sich dies bis zum Morgen erledigt hat.
Es regnet immer noch. Naja, nieseln ist vielleicht der bessere Ausdruck, aber auf jeden Fall irritiert uns das. Keiner kann sich erinnern, für diesen Tag feuchte Witterung bestellt zu haben.
Trotzdem stehen zwei Wanderungen zur Auswahl. Da ich dem Wetter nicht richtig traue, entschließe ich mich, die kürzere Wanderung zu unternehmen und bin bei Kim, Geli und Ulrike der Hahn im Korb. Wir marschieren los und erklimmen einen Hügel nach dem anderen. Das Gras ist bis zu einem Meter hoch und steht von beiden Seiten in den Weg (Trampelpfad) hinein, so dass wir nach einer halben Stunde patschnass sind. Zuerst der linke, dann der rechte Wanderstiefel steht unter Wasser und ich kann es bei jedem Schritt quietschen hören. OK, wir hatten uns die Wanderung anders vorgestellt, aber wir haben trotzdem einen tierischen Spass. Besonders bei unseren Flussüberquerungen. Zweimal hilft uns eine Brücke, beim dritten Mal sind es nur drei Meter. Aber die vierte Überquerung (knapp 10 Meter über glitschige Steine und durch eisiges Wasser) hat es für Flachlandtiroler (Zitat Ulrike) dann doch in sich. Gutes Zureden ist erforderlich, bis Kim und ich die beiden Frauen überzeugt haben, es zu versuchen. Und wir überleben es ja dann auch ohne Blessuren.
Nach drei Stunden sind wir gut durchnässt zurück an der Lodge. Erste Sonnenstrahlen versuchen, die Nebenschwaden vom Berg zu vertreiben, aber zunächst sieht es nicht gut aus. Erst gegen Nachmittag gibt ein Teil der Wolken auf und mit gleichzeitigem Regen und Sonnenschein zeigt sich, wie überwältigend schön die Landschaft ist. Hier könnten wir tagelang bleiben und die Gegend durchstreifen, da sind sich alle einig. Daher kann ich allen Wanderfreunden auch nur empfehlen, ein wenig länger in den Drakensbergen zu verweilen.
Was für ein Tag. Erstaunlicherweise gibt es im Wettervormittagsmenü weder Wolken noch Regen. Strahlender Sonnenschein begleitet unsere Abfahrt aus den Drakensbergen und es bieten sich grandiose Aussichten auf eine - wie schon erwähnt - grandiose Szenerie. Berge, tolles Licht, vereinzelte Nebenschwaden, Sonennschein, gute Laune in unserem Mercedes Sprinter - was will man mehr. Alle 500 Meter könnten wir einen Fotostop machen, da sich die Aussichten im Minutentakt ändern.
Ändern tut sich dann auch das Wetter. Vier Wetterumschwünge haben wir an einem Tag, wobei uns dies heute egal ist. Es ist ohnehin fast nur Kilometerfressen angesagt. Mittags kommen wir durch den Golden Gate Nationalpark, aber direkt nach den Drakensbergen haut dies keinen vom Sockel.
Das Tagesziel erreichen wir in Wepener und nächtigen im Lord Fraser Guesthouse. Und das haut uns wirklich um. Das Zimmer von mir und Steffen ist ca. 30 qm groß, hat zwei große Betten, eine Sofagarnitur und ist im viktorianischen Stil des 19. Jahrhunderts (oder so ähnlich) eingerichtet. Das Bett hat - für kalte Nächte - eine beheizbare Matratze. Das Badezimmer misst weitere 15 qm. In der Mitte steht eine Badewanne, natürlich ist zusätzlich noch eine riesige Dusche vorhanden. Ein Bidet rundet das Ganze ab. Neben der Toilette gibt es Zeitschriften zum lesen - allerdings nur auf afrikaans.
Wepener hat ansonsten wirklich überhaupt nichts zu bieten, aber das Guesthouse ist eine Attraktion für sich. Nach einem Vollbad - ehrlich - verbringe ich die Wartezeit bis zum vorzüglichen Abendessen mit Stefan, Manuela und Brigitte im ca. 1.500 qm großen Garten. Natürlich gibt es bei so einer Szenerie dann auch einen schönen Sonnenuntergang. Den Abend lassen wir mit einigen Cider und einer Runde Billard ausklingen.