Reisebericht Tag 16 bis 20 - Southern Australia

Samstag, 21. Dezember 2002 - Flinders Range NP

Morgens um 4.30 Uhr ist das Drama zu Ende. Der Zug hält nach 15 ermüdenden Stunden in Port Augusta und wir freuen uns, als wir Karsten putzmunter am Gleis stehen sehen.

Port Augusta hat nicht viel zu bieten, die Industriestadt mit etwa 20.000 Einwohnern ist optisch ziemlich uninteressant, aber wir haben ja auch nicht vor, hier länger zu bleiben. Rein in den Bus, weiter geht es nach Norden in den Flinders Range Nationalpark.

Die Flinders Range - eine mehrere Hundert Kilometer lange Gebirgskette - durchzieht Australien in nord-südlicher Richtung. Der schönste Teil ist der FR Nationalpark mit dem Wilpena Pound und einer Reihe von Gipfeln, die alle in mühevoller Kletterarbeit bestiegen werden können.

Wir machen uns am späten Vormittag auf, den nördlichen Teil des Nationalparks mit dem Bus zu durchstreifen. Etwa 100 Kilometer Strecke - zum größten Teil Schotterstrecke - können abgegrast werden. Für den Rücken teilweise eine echte Tortur, aber für das Auge lohnt es sich. Zum ersten Mal sehen wir (von den zahmen Tieren in North Cliff abgesehen) Kangoroos nicht nur von weitem. Unter jedem zweiten Baum liegen eines oder mehrere faul im Schatten - Red Kangoroos, Grey Kangoroos und Euros. In der ersten halben Stunde halten wir alle zwei Minuten an, um dem Tierfotofragen (mir) gute Bilder zu ermöglichen. Später kommt nur noch gelegentlich der Ruf "da sind ein paar" und wir fahren einfach weiter. Mindestens 500 Kangoroos haben wir auf der Fahrt gesehen.

Aber das sind nicht die einzigen Tiere, die wir zu Gesicht bekommen. Am späteren Nachmittag sehen wir am linken Straßenrand eine Emufamilie mit zwei Jungen. Vorsichtig fahren wir näher, steigen schließlich aus und versuchen, uns den sonst sehr scheuen Tieren zu nähern. Und siehe da, wir kommen bei den Jungen bis auf 5 Meter ran, bevor der Mutter die Sache zu unheimlich wird und sie mit den Kleinen flüchtet.

Und abends sitzen wir auf unserem Zeltplatz am Südzipfel des Nationalparks und genießen den grandiosen Sonnenuntergang, der den rauhen Gebirgszug in orangefarbiges Licht taucht.

Sonntag, 22. Dezember 2002 - Flinders Range NP

Auch heute geht es wieder früh los. Zwar ist ein Temperatursturz um etwa 15 Grad angekündigt, aber dieser wird uns erst morgen treffen, so dass für unsere Wanderung wieder mit einiger Hitze zu rechnen ist. Gabi, Til und Jutta entschließen sich, ein wenig auszuschlafen, für den Rest beginnt der Trip um 5.30 Uhr.

Ursprünglich hatten wir geplant, den 1.178m hohen St. Mary's Peak zu besteigen, doch dies ist in ein paar Stunden nicht zu bewältigen. So disponieren wir um und nehmen uns den nur unwesentlich niedrigeren Mt. Ohlsens Bagge vor. Vom Zeltplatz aus beginnt ein zunächst gemütlicher Spaziergang zum 2km entfernten Trailhead, auch danach bleibt die Strecke für eine ganze Zeit sehr gemütlich, doch plötzlich ist der Weg am Ende und die Steine fangen an. Schnell geht es in steilen Steinstufen nach oben, für malade Kniegelenke eine schöne Qual.

Drei Stunden dauert der Weg nach oben und wieder zurück, belohnt durch eine schöne Sicht in den Wilpena Pound und tolle Gesteinsfarben im frühen Licht. Als ich als einer der Ersten am Zeltplatz zurück bin, sitzen die drei Mädels gemütlich beim späten Frühstück, immerhin ist noch ein wenig Kaffee da.

Nach dem Duschen ist Fahren, Fahren, Fahren angesagt. Wir haben kein konkretes Ziel für den Tag, wollen aber so nah wie möglich an Adelaide ran kommen. Und wir haben Glück. Die Straßen sind o.k., das Bat-Mobil fährt am Rande der Leistungsfähigkeit und als wir gegen 14.00 Uhr Mittag machen, sind wir schon so weit, dass sogar Adelaide als Tagesziel möglich erscheint.

Vor Adelaide liegt noch das Barossa Valley, eines der größten und bekanntesten australischen Weinanbaugebiete. Wunderschöne, zum Teil fast abstrakte Landschaften liegen auf dem Weg und wir landen schließlich in einem der größeren Weingüter des Tals und lassen uns natürlich eine Führung mit anschließender Weinprobe nicht nehmen. Es macht Spaß, auch wenn ich schon bessere australische Weine getrunken habe. Am besten schmeckt mir der Chardonnay.

Gegen 17.30 beginnt der letzte Fahrabschnitt und wir kommen tatsächlich noch zu dem Zeltplatz am West Beach von Adeleide, an dem wir jetzt für zwei Nächte unsere Zelte aufstellen können. Und - der Temperatursturz hat uns erreicht. Verstärkt durch den heftigen Wind direkt am Strand müssen wir tatsächlich erstmals auf der Reise vor Sonnenuntergang einen Pullover anziehen.

Montag, 23. Dezember 2002 - Adelaide

Bisher haben wir es ja verdrängt, aber spätestens in Adelaide wird auch uns klar, dass Weihnachten kurz vor der Tür steht. Kein Geschäft ohne Nikolaus, keine 40 Meter der sehr schönen Rumble Mall ohne Kinder, die - mit roter Zipfelmütze und Instrument bewaffnet - Weihnachtslieder zum Besten geben bzw. aus dem jeweiligen Musikinstrument hervorquälen.

Aber das Ganze bleibt doch komisch. Wie kann es Weihnachten werden, wo wir doch - trotz Temperatursturz - bei äußerst angenehmen 25 bis 28 Grad durch die Straßen wandern? Und wo sind die hektischen Menschen, die von Geschäft zu Geschäft hecheln, ohne Rücksicht auf Verluste? Nichts ist von Weihnachtsstress zu spüren. Natürlich sind die Straßen voll und die Läden auch. Aber es herrscht eine gemütliche und entspannte Atmosphäre. Daran könnte ich mich gewöhnen.

Auch in Adelaide setze ich mich von der Gruppe ab. Es ist wieder eine kleine Fototour angesagt und außerdem will ich mich mit einer Kollegin zum Essen treffen, die zeitgleich Australien bereist, allerdings von Osten nach Westen.

Ich beginne den Spaziergang durch die Hauptstadt von Southern Australia an der North Terrace und marschiere zu dem sehr schön angelegten Festivalcenter, direkt am Torrens River. Mehrere Stunden vertreibe ich mir dort die Zeit, man kann Tretboot fahren, Radfahren, schwarze Schwäne und Tausende anderer Vögel beobachten und einfach den Tag genießen. Wer sagt denn, dass Urlaub immer Stress sein muss?

Als das Fotolicht langsam schlechter wird, setze ich mich in die Rumble Mall, die Haupteinkaufsstraße der Stadt, ab. In einem der schönen Food Courts gibt es ein frühes Mittagessen und dann stöbere ich durch einige Läden. Schade, dass mein DVD-Spieler keine Region-4-DVDs abspielen kann, die runden Scheiben sind hier eine ganze Menge billiger als in Deutschland.

Weiter geht es zum absoluten Mittelpunkt der 1,1 Mio. Stadt - dem Victoria Square. In der Mitte ein schöner Brunnen, nicht weit davon entfernt ein geschmückten, etwa 15 Meter hoher künstlicher Tannenbaum - jaja, ich erinnere mich, Weihnachten naht. Vom Victoria Square fährt auch die alte Straßenbahn nach Glen Elg, eine schöne Fahrt durch die Vororte der Stadt bis an den West Beach.

Langsam packt mich wieder die Lust zu laufen und es treibt mich in den Norden zurück - im Süden des Victoria Square gibt es nicht so viel zu sehen. An der North Terrace nach Osten geht mein Weg, bis in den wunderschönen Botanischen Garten, der neben vielen australischen Pflanzen auch einige interessante Bauwerke und am Östlichen Rand das bizarre Weinmuseum zu bieten hat.

Abends findet dann das schon angesprochene Treffen mit meiner Kollegin und deren Mann statt. Es ist komisch. Seit zwei Jahren haben wir in Stuttgart keinen Termin gefunden und jetzt treffen wir uns 20.000 Kilometer von der Heimat entfernt zu einem gemütlichen Dinner bei einem Glen Elg-Italiener. Begleitet wird das Essen von einem traumhaften Sonnenuntergang.

Adelaide: Unterkünfte, Autos und jede Menge Informationen

Dienstag, 24. Dezember 2002 - Kangoroo Island

Morgens packen wir bei heftigem Wind unsere Zelte zusammen und fahren achterbahnähnliche Straßen (rauf, runter, links, rechts) nach Süden, bis wir an der Fähre nach Kangoroo Island angekommen sind. Dem Meer ist schon anzusehen, dass es heute Lust hast, Menschen mit schwachen Mägen zu quälen und so schlucke ich sicherheitshalber eine Pille, die das Schlimmste verhindern soll.

Bei mir klappt das auch, aber Jutta ist schnell hundeelend und Heike starrt mit steinernem Blick auf den weit entfernten Horizont. Wie gut, dass die Überfahrt nach 45 Minuten beendet ist, sonst hätte sie sich bestimmt neue Augen kaufen müssen.

Leider spielt das Wetter heute nicht so ganz mit. Der Himmel ist wolkenverhangen und nach unserer Expertenmeinung werden wir ausgerechnet auf Kangoroo Island ausgerechnet am Heiligen Abend keine Sonne zu sehen bekommen. Wir besuchen eine kleine Farm, auf der Eukalyptusöl hergestellt wird. Der Besitzer hat alle dafür verwendeten Geräte selbst erfunden und ist dadurch zu einer lokalen Berühmtheit geworden. Selbst Blacky Fuchsberger hat vor einigen Jahren in seiner Australien-Reihe darüber berichtet und natürlich dürfen (müssen) wir uns diese sechs Minuten auf Band ansehen.

An der Little Sahara vorbei geht es in Richtung Westen, natürlich wirkt diese bizarre Wüstenlandschaft im Süden der Insel bei Wolken und düsterem Licht nicht sooo toll. Aber - wir können es kaum glauben - am Himmel ist ein winziges Loch in der Wolkendecke zu erkennen.

Weiter in Richtung Westen beziehen wir schließlich Quartier am Rande des Flinders Chase Nationalparks (Wester KI Caravan Park). Insgesamt gibt es über 20 verschiedene Nationalparks auf der Insel, der FC ist davon der bekannteste und größte. Direkt am Zeltplatz sitzen die ersten Koalas in den Eukalyptus-Bäumen, die meisten in den Baumwipfeln, warum können sich die putzigen Tierchen nicht ein paar Meter tiefer niederlassen?

Auf einem 600m langen Koala-Walk haben wir dann jedoch noch genügend Gelegenheit, Koalas in den Bäumen zu suchen. Glücklicherweise gibt es genügend wandernde, so dass die optisch gut an die Umgebung angepassten Tiere auch gefunden werden. Um jeden Koala, der nicht sooo weit oben im Baum sitzt, bilden sich kleinere Menschenknäuel. Aber nicht nur Koalas, auch KI Kangoroos und kleine Tammar Wallabys verstecken sich in dem dichten Gebüsch. Dazu kommen Possums und Echidnas, die wir aber meist nur rascheln hören.

Eine Stunde, nachdem der Himmel noch mit dichtesten Wolken verhangen war, ist über plötzlich strahlend blauer Himmel. Wir können unser Glück nicht fassen und machen uns zu einer Wanderung in der Flinders Chase NP auf. Wir landen schließlich nach steinigem Weg an einem einsamen, traumhaften Strand mit fast weißem Sand. Hier können wir eine Weile bleiben - und tun es auch.

Die Zeit verrinnt, irgendwann müssen wir zurück. Wir beschließen aber, bei dem schönen Sonnenschein an den Remarkable Rocks vorbeizuschauen, die eigentlich für den nächsten Tag vorgesehen sind. Auch das lohnt sich. Wir erwischen das letzte Lichtzipfelchen, bevor der Wind die Wolken wieder über der Insel zusammen treibt. Keine Tour in den Südwesten von KI sollte ohne die Rocks enden - merkwürdig geformte Granitfelsen auf einer Granitterrasse, die ins Wasser herausragt.

Nach der Rückkehr beginnt für mich der eigentliche Stress des Tages, ich hatte mich unvorsichtigerweise bereit erklärt, ein 3gängiges Weihnachtsmenü zu kochen. So darf ich mich jetzt mit einem Dutzend fremder Leute um die Gerätschaften der kleinen Küche streiten, aber schließlich gelingt es mir doch in gewohnter Qualität, Honigmelone mit Parmaschinken, Farfalle mit einer Zitronenlachssauce und einen bunten Obstsalat auf den Tisch zu stellen. Mehrere Karaffen Weißwein runden die ganze Sache ab - lecker.

Gegen später beobachten wir noch einige Possums, die sich im Dunkeln aus ihren Verstecken trauen.

Visitor Guide von K.I., auch optisch schön

Mittwoch, 25. Dezember 2002 - Kangoroo Island

Am ersten Weihnachtsfeiertag macht das Wetter die gleichen Kapriolen wie am Tag zuvor. Wolken bis 11, dann Sonnenschein bis 3 und dann wieder zuziehen.

Wir nutzen die Zeit für einen zweiten Besuch an den Rocks und bei dem benachbarten Admirals Arch, an dem jede Menge Seelöwen auf der faulen Haut liegen. Weiter geht's in Richtung Norden an den Leuchtturm bei Cape Borda und dann klappern wir einige Strände im Norden der Insel ab. So geht der Tag schnell vorbei, allerdings hatte ich mir vom Nordwesten von KI etwas mehr versprochen. Da war der südliche Teil der Insel eigentlich sehenswerter.

Donnerstag, 26. Dezember 2002

Auch wenn auf der zweiten Hälfte der Tour deutlich weniger Fahren auf dem Programm stand, erwischt uns jetzt doch noch ein Fahrtag, an dem es jede Menge von Kilometer zu fressen gibt.

Abends überqueren wir die Grenze nach Victoria und dürfen zum letzten Mal die Uhr umstellen.


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