Auch die Verabschiedung von der Lesoto Game Lodge erfolgt wieder mit Gesang, natürlich auch beim zweiten Mal ein tolles Erlebnis. Wir gehen nach der Abfahrt erst einmal groß in Hoedspruit einkaufen, denn in den nächsten beiden Tagen ist Selbstverpflegung angesagt.
Gegen 10 Uhr kommen wir zum Krüger Nationalpark. Ich will nicht viele allgemeine Informationen geben, auf der offiziellen Webseite kann man diese viel besser nachlesen. Auch eine übersichtliche deutsche Seite, die sich mit Krüger und anderen Parks beschäftigt, gibt es.
Vielleicht starte ich mit zwei Warnungen an alle Reisenden, die es gewohnt
sind, möglichst viel an einem Tag zu machen und alles auf einmal zu erleben:
a) der Park ist mit 20.000 Quadratkilometern nicht ganz klein. Es macht keinen
Sinn, an ein oder zwei Tagen alle Straßen durchkreuzen zu wollen. Wer
dies vorhat, wird scheitern. Nehmt euch ein Teilgebiet aus dem Park und durchpirscht
es langsam. Letztendlich sieht man mehr und hat auch mehr Spaß daran.
Denn viele Tierarten sieht man nur, wenn man genau hinschaut.
b) der Park ist kein Zoo. Wer mit der Erwartung hingeht, Tiere nach Wunsch
überall präsentiert zu bekommen, wird enttäuscht sein. Von
den immer wieder erwähnten Big Five (Löwe, Leopard, Büffel,
Elefant und Nashorn) werden nicht viele Besucher alle Fünf zu sehen bekommen,
schon gar nicht aus nächster Nähe. Und wenn ja, dann gehört
viel Geduld dazu.
Aber ich will nicht abschrecken. Der Park ist ein großartiges Erlebnis (das man in der Saison allerdings mit vielen anderen Autos teilen muss) und natürlich haben wir auch viele Tiere gesehen. An allen möglichen Antilopen-Arten kann man sich satt sehen, nach einigen Stunden haben wir bei Impalas oder Kudus nur noch angehalten, wenn mal die Sonne da war (leider an den beiden Krüger-Tagen sehr selten), wenn Junge dabei waren oder wenn es eine größere Herde war.
Hier unsere Tiererlebnisse, an die ich mich drei Wochen
später noch erinnern kann:
a) Am ersten Tag haben wir nach schon einer Stunde im Park riesiges Glück.
Kim hat einen Elefanten gesichtet, der zehn Meter von der
Straße entfernt steht. Absolute Ruhe ist angesagt. An der Körpersprache
des riesigen Tieres erkennt Kim, das der Elefant gut gelaunt ist. Dann wollen
wir mal dafür sorgen, dass es so bleibt. Fast geräuschlos richten
wir unsere Kameras auf das beeindruckende Tier. Und der Elefant tut uns den
Gefallen, näher zu kommen. In einer Entfernung von einem Meter geht er
über die Straße. Wir halten den Atem an. Die Nummer eins der Big
Five haben wir also.
b) Ein Gewitter kündigt sich an. Am Nachmittag überqueren wir bei
45 Grad, leichtem Nieseln und kräftigem Wind eine Brücke. Brücken
sind neben den Lodges so ziemlich der einzige Ort im Park, in dem man den
Wagen verlassen darf. Und so nutzen wir die Gelegenheit. Bernds Mütze
fällt dem Wind zum Opfer und landet in dem Fluss, in dem drei Nilpferde
schwimmen.
c) Am späteren Nachmittag kommen wir an einer großen Gnu-Herde
im Gegenlicht vorbei.
d) Eine Löwin ist von der Straße aus zu sehen.
In diesem Fall war sie leicht zu finden. Es standen schon fünf Autos
da und mit Flüstern wird uns gesagt, was wir sehen können. Leider
ist sie sehr weit weg und das Licht ist schon schlecht. Aber immerhin. Nummer
zwei der Big Five.
e) Eine große Schildkröte geht neben unserem Wagen
her und überquert hinter uns die Straße.
f) Kurz vor Erreichen des Nachtquartiers sehen wir in zehn Meter Entfernung
eine Nashornmutter mit ihrem Kind. Wieder ist absolutes Schweigen
angesagt. Und auf der Liste wird das dritte Tier der Big Five gedanklich abgehakt.
g) Mehrere Pavian-Familien sitzen am Straßenrand und
warten auf dumme Touristen, die trotz Warnungen und Hinweisschildern nicht
ihren Fütterdrang unterdrücken können. Dabei werden Touristen,
die beim Füttern erwischt werden, nicht nur mit 500 Rand Strafe belegt,
sondern meist sofort aus dem Park raus geworfen.
Unsere Abendpirsch mit dem Ranger platzt leider, weil wir uns verspätet haben, aber nach acht Stunden im Wagen und bei trübem Wetter ist niemand wirklich enttäuscht. In unserer Unterkunft in Skukuza erholen wir uns bei Lamm, Rindfleisch und viel Bier. Das Bier schmeckt heute richtig gut, nachdem ich tagsüber etwa sechs Liter Wasser getrunken habe. Kim entpuppt sich nicht nur als guter Tourguide, sondern gleich auch noch als gute Köchin.
Am nächsten Morgen beginnen wir die Pirschfahrt in Richtung Süden um 4.30 Uhr. Leider hat auch heute eine Wolkendecke Besitz vom Himmel ergriffen, was uns fotografisch so manchen Strich durch die Rechnung macht. Aber an unserer Neugier und den intensiven Eindrücken kann auch das mäßige Wetter nichts ändern.
h) Eine Warzenschweinherde äst am Straßenrand.
Es sind 25 erwachsene Tiere mit 5 kleinen Schweinchen. Eigentlich nicht sehr
attraktiv, aber die Kleinen entlocken uns doch ein lang gezogenes „süüüüßßß“.
i) Eine Elefantenherde bewegt sich im Flussbett. Auch hier
insgesamt fast 30 Tiere, auch hier mit vielen Jungen.
k) Mehrere Meerkatzen verstecken sich im Gebüsch, aber
wir sehen sie trotzdem.
l) Endlich ist es soweit. Mehrere Löwinnen ruhen sich
von der Jagd unter einigen Bäumen aus. Mehrere Wagen mit vielen Kameras
machen Jagd auf die majestätischen Tiere, die eigentlich zu den schlechtesten
Jägern unter den Fleischfressern gehören. Nur in einem von 5 Fällen
gelingt dem Löwen ein Jagderfolgserlebnis.
m) Wir fahren auf einer kleinen Nebenstraße und plötzlich steht
eine Büffelherde vor uns und blockiert den Weg. Kim
ermahnt uns auch hier zur Ruhe. Die Kameras klicken ununterbrochen, während
die Büffel uns ins Visier nehmen und uns unbewegt anstarren. Es ist fast
ein wenig unheimlich. Das schönste: wir sind die einzigen hier und haben
die Büffel ganz für uns. Unmerklich lässt Kim den Wagen nach
vorne rollen, um noch ein Stück näher heranzukommen und uns gute
Fotomöglichkeiten zu eröffnen. Und auch die Büffel machen einige
Schritte nach vorne. Besser, wir räumen das Feld und lassen die Tiere
allein. Nummer 4 aus den Big Five – und das aus dieser Nähe. Klasse!
Bereits hier muss ich gestehen, dass wir den fünften Vertreter dieser
illustren Gesellschaft, den Leopard, trotz aller Bemühungen nicht zu
Gesicht bekommen werden. Aber man sollte sich ja auch etwas für einen
zweiten Afrikabesuch vorbehalten.
n) Ein riesiger Elefantenmann steht an der Straße und
hat wesentlich schlechtere Laune als sein Artgenosse vom Vortag. Respekt ist
angesagt, kaum einer der Wagen traut sich an dem Tier vorbei, dessen Hinterbeine
vom eigenen Urin nass sind. Es ist ein Einzelgänger, meist sind diese
Tiere gefährlicher als Herdentiere. Kim, Geli und ich amüsieren
uns köstlich über Steffens Rüsseltheorie: Dieser Elefant hat
seinen Rüssel über einen Stoßzahn gelegt und Steffen vermutet,
dass dies der Fall sei, damit der Rüssel durch die Schwerkraft nicht
noch länger würde…
o) Wieder blockieren Büffel die Straße. Minutenlang
müssen wir warten. Kim meint, sie würden nicht angreifen, aber ganz
sicher bin ich da nicht. Der Blick ist wirklich fixierend.
p) Eine Giraffe steht am Straßenrand und frisst weit
über uns Blätter von einem Baum. Sie lässt sich von uns nicht
arg stören. Giraffen schlafen übrigens im Stehen und das nur minutenweise.
Trotz der immensen Größe haben Giraffen für mich etwas schnuckeliges
an sich. Vor allem die wagerecht abstehenden Ohren begeistern.
q) Der (kaum weniger beeindruckende) Rest: Dutzende von Impala-Herden, männliche
und weibliche Kudus, eine weitere Ansammlung von Pavianen, die zum Teil sogar
auf Autodächer springen (nur deshalb, weil einige Idioten die Affen füttern),
Njalas, Springböcke und Buschböcke. Trotzdem haben wir natürlich
lange nicht alles gesehen, was der Park zu bieten hat. Nach offiziellen Berichten
gibt es im Krüger insgesamt: 336 Bäume, 49 Fisch-, 34 Amphibien-,
114 Reptilien-, 507 Vogel- und 147 Säugetierarten.
An diesem Tag übernachten wir in Lower Sabie. Der Camp- und Lodgeground ist wie er ist. Analog zum Abend zuvor haben wir keine Alternative, da wir im Park bleiben wollen und natürlich alles andere ausgebucht ist.